Ich bin gespannt auf Rückmeldungen
- gleich ob zu Reiseskizzen, Bildern oder Textbeiträgen!
Mail:
gehirschberg[et]gmx.de
Neu seit 2023: unter "Bildergal.Deutschland": Ruhr-Radweg
Neu 2024: unter "Bildergal. D" => Ostsee 2024
Neu 2024: unter "Bildergal. F" => Doubs und Saone
Termine:
23.10. Kehl: Grenzen setzen - wenn es das Kind aber will?
24.11., 16:30 Uhr: Diersheim: "Verstorben - und dann?" - Geschichte der Bestattungskultur
9.1.25, 19 Uhr Freistett: "Nordwind - letzter deutscher Angriff in Gambsheim"
30.1., 19 Uhr Achern: "Nordwind - Bomben auf Achern und Rheinau"
Gertelbachwasserfälle
Ergüsse
nenne ich, was sich aus den ständig in mich einsickernden Impulsen in mir verdichtet, mit allem Möglichen vermischt und irgendwann tröpfelnd wie Wasser in einer Höhle oder sprudelnd und sich fast überstürzend wie eine urtümliche Quelle aus meinen Innereien zuerst mit Wörtern im Kopf, dann mit Bleistifthilfe auf Papier ergießt. Oft geschieht das ungeplant und unvorhersehbar beim dösend in der Sonne LIegen, beim Gehen oder Radfahren.
LYRISCHE FLAUTE
Sitzend am Ufer des graublauen Sees,
in dessen ergründbarer Tiefe
die Klauen des stählernen Baggers
zupacken und vor Eiszeiten gerundete Kiesel
ans gleißende Licht der Sonne schaufeln,
kommt Lyrisches mir in den Sinn:
Ohne Wind
mein Kind
surfst du
wie 'ne Kuh
oder'n Rind-
vieh:
nämlich nie!
HAUBENTAUCHERZWANG
Der Haubentaucher wirkt ganz munter.
Er haubentaucht mal rauf, mal runter.
Und doch ist's Zwang.
Schon jahrelang
glaubt er:
"Tauchhaubte ich, dann wär'
ich wohl kein Haubentaucher mehr!"
Vielmehr
meint er:
"Tauchhaubte ich," -das ist sein Glaube-
"nennt' jeder mich nur 'Taucherhaube'."
Prioritäten im April
Vier Angelgerten und dabei zwei Angler
Möwengeschrei verliert sich irgendwo
Dieselnd müht weißblau sich ein Boot stromauf
Gut fünfzehn zwanzig Zentimeter tief
Kann jeder klar ins Wasser seh'n
Der Himmel wölbt und wärmt graudiesigblau
Fern knattert ein Motor und rast ein Rad
Gelegentlich haucht mal ein Wind
Und Möven finden hier und da
Ein Kreischen wieder
Wer stetig strebend sich bemüht
Putzt jetzt den Hausflur
Oder harkt den Garten
Es soll doch auch mal
Nach was Rechtem auseh'n
Und nicht nur
Einfach
Alles grad so sein
Wie's ist
Sonnabend ist heute und
Laut Planung wird von altersher
Und heute ganz besonders
Wenn noch am nächsten Tag
Besuch erwartet wird
Ge -scheuert -putzt und -wienert
Damit niemand
Was sagen kann
Daß heut seit Wochen es nicht regnet
Es nicht mal nieselt sondern
Warm die Luft und frühlingsschwer
Mag schön sein wohl
Doch war es nicht vorauszuseh'n
Es ließ sich folglich auch nicht planen
Und manches ist im Leben eben wichtig
Manches nicht
Die Möwen kreischen immer wieder mal
Auch so ein Flugzeug
Brummt jetzt durch die warme Luft
Drei Gerten packt ein Angler gut zusammen
Mir hat ein Kieselstein sich eingedrückt
Ich geh
Kurzer Bericht
Wenn ich alles, was mich so im Tageslauf
und bei Nacht beschäftigt, einfach auf-
schriebe, so in Prosa, ganz normal,
gäb' das viele Seiten und es wär' 'ne Qual,
sich durch Schachtelsätze, Querverweise
aufzumachen auf 'ne Reise,
die, je länger um so mehr,
führte kreuz so wie auch quer
von Sachthemen zu Gefühlen,
'türlich auch zu Nonsensspielen,
kurz mal vor, ganz schnell zurück -
also: 'S ist ein großes Glück,
daß statt Prosa jetzt Gedichte
ich verwende für Berichte!
Ein Gedicht ist meist nicht lang.
Deshalb wird auch keiner bang,
der bis hierher las vielleicht,
denn jetzt hat er's End' erreicht.
Geburtstagsgedicht zum 54. Geburtstag
Ein Jahr ist wieder mal vorbei
und hier mit Käs’ und mancherlei
hocken zusammen wir am Tisch
weil einer heut’ Geburtstag hat –
Was für ein Pech: Das reimt sich nicht!
So geht doch wirklich kein Gedicht!
Das klingt doch irgendwie ganz matt,
ist nicht Fleisch und ist nicht Fisch,
höchstens Worte-Allerlei,
ein Gedichte-Mogelbrei!
Dabei hatte ich so schön folgendes vor:
Nur gereimte Worte wollt’ ich an euch richten.
Das schien mir nobel, s’ klingt besser im Ohr.
Ach – herrlich wär’s, wie ein Dichter zu dichten.
Irgendwas über Geburt und das Messen von Zeiten,
die fortan jedes Leben als „Jahr-Maß“ begleiten....
Über die ungerechte Betonung der 10er Zahlen....
statt dessen die Einmaligkeit von jedem Jahr ausmalen!
Das Malen leitet über zu einem frisch gestrichenen Haus.
Das sieht innen und außen richtig gut wieder aus!
Apropos Aussehen: Liebes Geburtstagskind –nur ruhig Blut!-
dein Aussehen, mit gewisser Patina: Wirklich noch ziemlich gut!
Patina – was das soll? Ich wußt’s nur fast ganz genau,
deshalb macht’ ich mich rasch bei Google schlau.
Dort fand ich: Sie „bürgt für Einmaligkeit
und die historische Authentizität der durchlebten Zeit.“
Das, du Geburtstagskind, passt wirklich sehr!
Deshalb ich hier und jetzt erklär’
nicht vulgär oder ordinär
sondern ganz fair,
ja: fast visionär
und trotzdem immer noch nur rudimentär:
Man kann rumdichteln, wie man mag,
dein Geburts-Tag damals war ein toller Tag,
denn seither bist du auf dieser Welt,
was vielen Leuten sehr gefällt.
Jetzt reicht’s – sonst steigt dir’s noch zum Kopf,
und wenn’s vorher hängenbliebe, gäb’s nen Kropf!
Zu alledem wird`s allmählich auch hohl:
Also, mein Lieber: Auf dein Wohl!
Gemurmelte Urlaubsgedichte
Mottogedicht
Dem Murmeltier
fehlt hier
das Bier
es geht ihm schier
wie dir
und mir
in dem Gebier
ge
ha
Ästhetischer Wunsch
Das Murmeltier heißt hier Marmotte.
Viel schöner fände ich: 'Charlotte'.
Dann liebte es den Goethe
Und spielte mit ihm Flöte.
Das kommt davon!
Das Murmeltier wurde geschlachtet,
weil es gelauscht. Denn es hatte getrachtet,
möglichst auch mal solche Menschen zu seh'n,
die, wenn sie den schmalen Bergpfad runtergeh'n,
so in Angst und Negativismen verfallen,
daß sie am Ende nur noch lallen:
'Niemals mehr will ich so einen Pfad akzeptier'n! -
Eher soll das ganze Gebirge krepier'n!'
Haarige Sache
In der Camargue ein Murmeltier?-
Das gibt es nicht! Ich sag es dir!
Ein Schwein? - o.k. - Ein Pferd, ne Kuh,
auch Menschen, so wie ich und du -
aber bei 40 Grad im Fell?
Nee, glaub mir: Das vergiß ganz schnell!
Wenn überhaupt - das ist vertrackt -,
ging' auch das Murmeltier hier nackt.
Lob der Bescheidenheit
Der Wetterfrosch wirkt wie ein Zwerg
neben dem Murmeltier vom Berg.
Der Frosch steigt hoch auf seiner Leiter.
Das Murmeltier grinst still und heiter.
Der Frosch brach bald sich das Genick.
Das Murmeltier, es hatte Glück.
Es war bescheiden, still und lieb
wie der, der dies Gedicht euch schrieb.
Murmeltiermoral
Dem Murmeltier kam ungelegen
am ersten Morgen gleich ein Regen.
Doch statt zu fluchen wie die andern,
begann's, den Strand entlang zu wandern.
Knapp eine Stunde es dies machte,
da kam die Sonne raus und lachte.
So zeigt es uns, daß, statt zu fluchen
es hilft, wenn wir das Weite suchen.
Es surft
Das Murmeltier hätt' nie gedacht,
daß hier der Wind so Sachen macht:
Am Morgen war er noch ganz stumm.
Am Mittag blies er schon wie dumm.
Und kurz vor Abend wurd' er tüchtig,
macht' tolle Wellen, so ganz richtig!
Das Murmeltier schnappt sich ein Brett
und surft und findet's richtig nett
Rätsel
Das Murmeltier wurd' draus nicht schlau:
Der Himmel war makellos blau,
und auch das Meer: Azurn und klar!
Was ihm da nicht verständlich war:
Ein jeder macht' sich naß wie'n Socken
und blieb doch innen knochentrocken.
Wenn alle Katzen nachts dann grau,
war'n viele Menschen plötzlich blau.
Viehlosophische Einsicht
Ein Murmeltier am Strand der Nackten?
Da staunst du wohl, du kleiner Floh?
Doch: Auch schon Hunde hier mal kackten.
Es ist das Leben nun mal so.
Anmerkung: Dies Gedicht hat soviel Tiefgang wie das Wasser am Strand bei Sérignan: Es geht ganz flach rein!
Es geht unter
Das Murmeltier war anfangs in den Bergen.
Beim Wandern träumte es von spitzen Zwergen.
Dann kam's ans Meer
und staunte sehr.
Denn statt vom Meer
kam Wind vom Land
und weht' den Sand
am ganzen Strand
in jede klitze-
kleine Ritze.
Das Murmeltier fand das nicht schön,
denn das war garnicht angenehm.
Weil überall, wo's sonst gut flutschte,
jetzt nirgends mehr es richtig rutschte.
Das Murmeltier, das sonst ganz munter,
ging drum ins Meer und darin unter.
Schmieriges Gedicht
Um sechs kam's Murmeltier vom Strand.
Dort war's bis dann im-(Po-)posant.
'Bis dann', denn gleich ging es zum Duschen
mit Badeshampoo aus der Fluschen.
Natürlich heißt das richtig 'Flasche'.
Doch ist's beim Dichten meine Masche,
daß ich manchmal ein Wort verbiege,
weil ich sonst keinen Reim hinkriege.
Dem Murmeltier ist das egöl:
Es grinst und schmiert sich voll mit Öl.
Cooles Murmeltier
Das Murmeltier ist schamesrot:
Am liebsten stellte es sich tot!
Auf Urlaubsfahrt hat es vergessen
die Liste mit allen Adressen
und ebenso ('Vergiß mich mal!')
natürlich jede Postleitzahl!
Es überlegt: "Bleib ich ganz kühl,
schick alle Karten grad nach Brühl?
Oder, warum denn nicht, aus Calw
schick' ich 'ne Karte an den Ralph?
Beziehungsweise ohne Schranke
schreib ich zu Hause an die Anke?"
Und während's all' dies bei sich dachte,
es plötzlich in ihm 'hoppla' machte:
"Es muß ja nicht vom Urlaub sein!
Ich schreib die Karten von daheim!"
Ihm reicht's
Wenn Nußöl- und Niveaduft
im heißen Dunst schwebt in der Luft,
wenn dick und dünn in praller Sonne
zeigt Brust und Po, nackt und voll Wonne,
geht's Murmeltier lieber ins Bett
und machts sich's selbst dort richtig nett.
Melancholischer Gedanke
Das Murmeltier lag schon lange am Strand
und schaute hinaus auf das Meer.
Der Wind wehte auf sein Handtuch Sand.
Sein Blick ging mal hin und mal her.
Mal sah es die Surfer vor'm weiten Blau
(mal sah es sie auch darin),
dann sah's auch mal länger zum Bauch einer Frau
und blickt' bald wieder anderswo hin.
Dem Murmeltier wurde das Herz so schwer.
Es dachte bei sich: "Ich bin
nur Urlaubsmotto. Das gibt nicht viel her.
Wenn's vorbei ist - wo bleibt dann der Sinn?
Sind wir wieder zu Haus,
ist's mit mir auch schon aus.
Doch vielleicht gibt's ne Chanc':
Ich verstaube nicht ganz,
sondern werde getippt
und an Freunde verschickt?
Wenn die dann leis' fluchen,
weil sie nach Tiefgang suchen,
der nirgendwo drin,
dann weiß ich: 'Ich bin
und bleib' doch zum Pläsier
Urlaubsmurmeltier'!"
Straßburger Steingedichte
Wozu aus Stein?
Kein Sodom oder Lot
Hier nur Bucer und Rohan.
Kein Salz
nur Pfeffer und Ill.
Geister sowieso
nie gerufen - längst gebannt.
All dieses nicht-
und dann?
Wohl nur
als Exhibi-demonstration
von Anständi-günstlichkeit
und artifinanzieller Könnenskraft
vor allem
so um die Siegreich-Zeit!
Die verfrauerten Steine
Eins, zwei, drei, vier Eckstein
alles muss zum Grundstein
nehmen oder verwerfen
auf diesen Fels beständig
Kannst du bauen zuverlässig
ein Mann - ein Wort
fühllos unverführbar
festgemauert, unzugänglich
der Stein – des - dem
Ganz anders, wandelbar
ich bin auch nicht aus
unstet, den Stein, bringen
Fühlvoll flexibel flatterhaft
eine Frau - ein
das weiche Wasser
munter sprudelnde Quelle - bricht
Wasser des Lebens
stille gründen
im Gestein – tief - noch tiefer
Stein oder Nicht-Stein
Sand oder Fels: Aus-Kunft-Ei
kantig oder rund
digital: verlässig oder unzu
Dem allem zum Trotz: der Stein als Frau
verfrauerter Stein
formosa
die Fraustein, der Steinfrau
doch: kalt!
Warum aus Stein?
Zuerst war's bloß ein Felsenloch,
in das zum Schlaf der Mensch einst kroch.
Die Höhle war - zumal bei Regen-
für Urmenschen ein wahrer Segen
(Selbst Plato griff darauf zurück
mit seinem Höhlengleichnis-Trick!).
Doch hatten längst vor seiner Zeit
die Menschen sich davon befreit,
nach Höhlen immer schau'n zu müssen.
Statt dessen baute man beflissen
sich Haus an Haus in Land und Stadt
und war ganz stolz, wenn man ein's hatt'.
Um böse Geister abzuschrecken,
vielleicht auch noch, um zu bezwecken,
dass jeder schon von Ferne sah:
„Hier wohnt der Gyges, gucke da!“,
fing man bald an, besond're Seiten
am Haus besonders zu bereiten.
Zunächst waren's die Pfosten nur,
denen man menschliche Kontur
durch Schnitzen oder Zeichnung gab.
So hoben sich die Ecken ab
und Trageteile. Dort genau
war einst der Platz von „Kunst am Bau“.
Und bald gefiel´s den Häuslebauern
aus Stein die Wände hochzumauern.
Das brachte mehr für´s Renommee.
Man kam so viel mehr in die Höh!
Und Tiere, Menschen oder Götter
aus Stein, die trotzten jedem Wetter.
Jahrhundert´ braucht´s, dann sah man Licht:
Für'n Schutz braucht man so´n Steinschmuck nicht!
Auch nicht zum Eigenwerbung treiben:
Die Menschheit kann inzwischen schreiben.
Was soll dann letztlich mir und dir
die Frau aus Stein als Häuserzier?
Ich weiß es nicht, verrate nur:
Das hat zu tun mit der Natur
wie sie zu eigen Frau und Mann.
Denn haut aus Stein er sie, dann kann
die Frau dem Mann nicht mehr entflieh´n,
ihm ihren Anblick nicht entzieh´n.
Starr blickt von Wänden ihr Gesicht,
verzieht kein Aug´, die Nase nicht,
und was das Ganze noch macht rund:
Sie schweigt, hält wirklich ihren Mund!
Was so erreicht ward nie im Leben-
ein Traum aus Stein, der bringt das eben!
aus Ein Bokek, dem Klimaheilkurort am Toten Meer zur Therapie von Hauterkrankungen wie z.B. Schuppenflechte
Klimakur
Viel Sand und viel Sonne mit 'nem Zaun drumherum
Heißt in Israel 'Naturheilsolarium'.
Wenn man 'ne Karte hat,
Nimmt man sich da 'ne Lagerstatt
Und macht Sonnenbad bis fast zum Delirium.
Lied der Männer mit Schuppenflechte im Heiligen Land
(nach L.Uhland)
Nicht Kaiser Rotbart lobesam
(obwohl auch mancher Schwabe kam)
War's, der uns alle hierher rief,
Und auch kein Papst und kein Kalif,
S' war nicht von vielem Gold der Dunst,
Noch leichter Frauen schnelle Gunst,
Selbst mancher scharfe Männerpo
Bewegte hier kaum einen so
Wie diese Schuppe mit den Flechten:
Die bracht' uns an den Platz, den rechten,
An's Tote Meer nach Ein Bokek -
Da geht se weg!
Schuppenflechters Sonnenjubel
Nichts Schö'nres gibt's für uns hienieden,
Als in dem Sand auf harten Liegen
Voll Teer, Zink, Öl und Salicyl
-Es ist ein wahres Hochgefühl-
Hier in der Sonne gar zu schmoren
Und - braun bis über beide Ohren -
Zu sehen,
Wie die Schuppen geh'n,
Um nach vier Wochen dann zu schrei'n:
'Jetzt sind se weg! Oh ist das fein!'
Bis dann nach ein'm Jahr oder zwei
Von neuem kommt die Schweinerei.
Pro natura, kreatürlich
Brust wabbelt über Bauch quillt über Schenkel,
Und gut verborgen ruhen Nabel und Geschlecht.
Darüber: Kahlrasiert und rot ein Köpfchen,
Das wehmütig von Schweinefleisch und Wiener Schnitzeln träumt.
Oh, stört ihn nicht, den stillen Traum der Kreatur!
Kaum möglich wär's, wohl nichts würd' sie versteh'n!
Denn auch in dieser Sonne tut sich in den Köpfen nur,
Was irgendwann als Möglichkeit mal reingekommen ist.
Kurarbeit
Wer eilt so früh mit leichtem Gepäck an des Toten Meer's salz'ges Gestade?
Die Schuppis sind's, manche Juckis auch, sie eilen zum Sonnenbade.
Klamotten runter und eifrig geschmiert, gefettet, geölt und geteert -
Wer dies Bruzzeln auf Liegen noch 'Urlaub' nennt, liegt 100 % verkehrt!
Und auch abends noch keine Erholung winkt:
Vier Gänge steh'n an zum Verzehr!
Dann die Tour: einmal runter-, dann raufgehinkt,
Man sieht sich, sie und er,
Bei Max am Pool, in der Fliegenbar,
In der Lobby ein kühles Bier -
So treibt jeder dahin, läßt sich aber nicht geh'n,
Sondern kämpft um 'nen Platz im Revier.
Es folgt der entscheidende Punkt des Tages,
Der männlichen Wahrheit Stunde:
Jetzt muß Mann beweisen, daß Baggern was bringt -
Trinken wir schnell noch 'ne Runde!
Aber dann
Geht's ran!
Sind noch nicht viel hier -
Also erst noch 'n Bier!
Mensch, hab ich Bock!
Guck mal, der Rock!
Ich doch viel zu alt!
Die läßt mich kalt.
Weißt'e was?
Erst noch was Kühles vom Faß!
Frauen kommen, Männer geh'n,
Einige können schon fast nicht mehr steh'n,
Und irgendwann, so zwischen drei, vier, fünf,
Macht sich auch der letzte auf die Strümpf',
Schleicht ins Hotel, fühlt sich elend und leer,
Hat sich müde gebaggert: Was ist die Kur so schwer!
Kurlyrisches
Die Dusche duscht.
Die Vögel zwitschern schrill.
Zehn Italiener diskutieren laut.
Drei Österreicher reden Schmäh.
Ein Jäger düst vor seinem Schall davon.
Die kleinen Wellen dümpeln ölig stinkend an den Strand.
Zeitung und Plastiktüten wirbeln durch die Luft,
Und Salz und Sand verkrusten auf der Haut.
Doch auch hier triumphiert das dem Menschlichen eigene,
planvoll ordnende Streben voll Tatkraft:
Das cremt
Und schmiert,
Das liegt
Und sitzt
Und steht
Und flitzt!
Der rührt in der Salbe und steht vor dem Spiegel,
Jener hält mit dem Fuß den plastenen Tiegel.
Hier schmiert auf sein Knie einer Teer,
Dort hilft einem anderen wer.
Auf der Brust verstreicht einer Zink,
Jemand ölt seine Nase flink,
Der reckt hoch sein Kinn,
Der streckt die Waden hin.
Einer liegt ganz gespreizt
(und ist natürlich gereizt),
Einer geht zum Wasser, einer kommt von da,
Einer läßt dasselbe (im Clo, ist doch klar!). -
So türmen zu Minuten
Sich die Sekunden,
Vergeh'n endlich Stunden.
Derweil über allem in ewigem Blau
Wölbt sich des Himmels unendlicher Bau,
Sieht Zeiten kommen, sah Zeiten geh'n,
Kontinente versinken und neue entsteh'n -
Doch jetzt reicht's, sonst wird's Gedicht noch zu schehn!
Wenn - Dann - Beziehung
Wenn im Solarium die Sonne so stark brennt,
Daß man alle fünf Minuten zur Dusche rennt,
Wenn das Öl auf der Haut anfängt zu bruzzeln,
Und andere Sachen zusammenschnuzzeln,
Wenn bei kurzem Kontakt der Haut mit dem Sand
Mancher fast kommt um den Rest von Verstand,
Dann dichte ich
Nich!
In Memoriam Womens Lib: No bra! Let them swing!
Der Teer
Freute sich sehr,
Als ein Finger kam,
Ihn auf seine Kuppe nahm
Und auf einer Brust verschmierte,
Die danach gierte,
Mal ganz ohne Schuppen
Frei rumzufluppen!
Hitzeproblem
Eines Tag's - es war heiß im Solarium,
Und die Stunden gingen mal wieder nicht rum -
Tat's plötzlich 'nen Schlag,
Und am hellichten Tag
Direkt neben mir
Stand ein Tier.
Oder war's mehr ein Geist?
Ich fragte, wie's heißt,
Bekam deutlich zu seh'n:
Es konnt' mich versteh'n!
Denn es machte ganz keusch
Untenrum ein Geräusch
So wie 'Schuwabidu'
Oder 'Was willst denn du?'.
Dann hatt' es die Stirn
Und griff mir ins Hirn! -
Doch da fand es nichts mehr:
War alles schon leer!
Von der Sonne verbruzzelt,
Im Wasser zerzuzzelt.
Aber auch vorher war groß
Da oben nichts los.
Bleibt dennoch die Frage:
Ist das Anlaß zur Klage?
Oder - das wär' noch toller -
Nur ein Hitzekoller?
Die Dinger
Am Toten Meer im Solarium
Da liegen und hängen so Dinger rum:
Manche dick, manche dünn,
Die einen mehr raus, die ander'n halb drin
In einem größeren oder kleineren Sack,
Den man beim Wandern auf den Rücken packt.
Und aus jedem dieser Walkmen kommt ein Kabel hervor,
Das geht bis zum Ohr.
Wer was anderes dachte
Und sich entsprechende Gedanken machte,
Dem sag' ich's genau:
Er ist ne altes Schwein
(Blöder Rein) !
Ameisenwunder
Als der Ameisenurenkel, der am Toten Meer Touristen betörte,
Nach vielen Jahren von so einem hörte,
Wie's in Hamburg seinen Vorfahr'n bezüglich Reise geschah,
Sagte er keck
- da Gerd nicht so viel Platz
hat wie Ringelnatz - :
'Ich geh' nicht weg!',
Und blieb
Gerd zulieb'
Einfach da -
Wunderbah!
Unterschied zu klugen Ameisen
Eine Ameise in des Toten Meeres Sand
Hörte viel von manch fernem Land,
Auch aus Hamburg von zwei längst verstorbnen Verwandten,
Die durch ein Gedicht recht viele noch kannten.
Sie hört' auch von jener Weltreise zu Fuß
Und dachte bei sich: 'Also ich selber muß
Diesen Fehler auf jeden Fall vermeiden,
Sonst kann ich ja gleich hier bleiben.'
Als dann im Solarium an der Wand
Sie schicke Kleider hängen fand,
Sagte sie: 'Fein,
Da krabbel ich rein!
Die gehör'n sicher ner Alten
Mit ganz vielen Falten.
Bei jeder Kontrolle
Wird diese Olle
Ganz schnell durch gelassen.
So kriegt man auch mich nicht zu fassen!'
Wie gedacht, so getan.
Ganz geschickt stellt' sie's an,
Hat nicht lange gefackelt,
Ist reingekrabbelt,
Und wurde nach drei, vier Stunden
Zwar nicht gefunden,
Aber durchgerüttelt
Und rausgeschüttelt.
Moral:
So zeigt sich auch hier,
Daß das Ameisentier
Für's Reisen nicht geschaffen!
Das machen nur Affen
Wie wir!
Ein Kurtag
Frisch aus dem Bett unter die Dusche, das macht munter.
Dann zwar unausgeschlafen, aber sauber zum Frühstück runter,
Zum Fisch-, Obst-, Eier- und Müsli-Büffet
Und geduldigem Warten auf Tee und Kaffee.
Mit Wasser und Tüchern und Schmierzeug beladen
Werden dann angestrengt die Waden:
Der Weg führt zum sonnigen Sandkasten hin,
Nach Sonnenbaden steht jedem der Sinn.
Erst liegt man da nackt,
Dann wird alles wieder verpackt,
Es kommt zu Pendelverkehr
Zwischen Liege und Meer,
Dusche und Clo sind auch oft dran,
Und auch mancher Kontakthofbesuch steht an.
So ab vier, fünf, sechs Uhr
Will dann jeder nur
Noch mit müdem Gähnen
Ins Hotel den Weg nehmen.
Wieder Duschen und Cremen und Schmieren.
Vor dem Essen vielleicht noch Flanieren.
Nach demselben nochmal eine Pause,
Denn dann kommt überall die große Sause:
Ob im Biergarten oder in der Lobby,
Fast jeder kennt nur noch ein Hobby:
Jetzt wird gebaggert auf Teufel komm raus,
Denn in längstens vier Wochen ist's wieder aus.
Anständig, sauber und brav
Wie ein unschuldig braungebranntes Schaf
Geht's dann zurück
Ins häusliche Glück.
Esel contra Ziegen
Der Ziegenbock vom Wadi Bokek
Geht an Festen und am Sabbat lieber weg
Als ansehen zu müssen,
Wie mit Paketen und Kissen
Die Großfamilien einfallen,
Sich in die Lanschaft reinknallen
und dort mit Genuß
- Genuß ist ein 'Muß'-
Ein Picknick machen
Mit viel schönen Sachen,
Dabei alles verpesten
Mit Essensresten.
Besonders aus Plastik die Beutel und Flaschen,
Die sie hertrugen in großen Taschen,
Kann man neben Dosen, Tampons und Windeln
Unter fast jedem Busch im Wadi finden,
Wo sie die Landschaft verschandeln
Und den Wadi verwandeln
Von einer Oase natürlicher Stille
In eine Wohlstandsgesellschaftsmülle.
Um nicht teilzuhaben an solch fraglichem Glück,
Zieh'n sich auch die Ziegen am Wochenende zurück,
Und zum Schluß ist der Wadi dann ganz und gar
Nur noch für die Esel da.
Die Sonne von Ein Bokek
Im Inferno von Ein Bokek
Brennt die Sonne fast alles weg:
Die vorher stolz war'n, viele Muskeln zu haben,
Fühlen sich plötzlich wie schlaffe Knaben.
Wer tagsüber sonst war fit und spritzig,
Ist trotz vieler Mühe jetzt nicht mal mehr witzig.
Wer andernorts glänzte mit seinem Verstand,
Stellt fest, daß der hier in der Sonne fast schwand.
Erst abends nach dem Essen und einem Bier oder mehr
Kommt ein wenig zurück von dem, was vorher
In kühleren Zeiten man gewöhnt bei sich war.
Aber wie's hier zurückkommt, das ist sonderbar:
Denn irgendwie schafft sie's, die Sonne, die tolle,
- sicher spielt auch die Distanz zu daheim noch 'ne Rolle -
Daß fast jeder allmählich hier Sachen macht,
An die er zu Haus' nur im Traum gedacht.
Da schwingt einer, der sonst nie sowas macht,
Zum Tango das Tanzbein. Eine Dame lacht
Hier über einen schmutzigen Witz,
Bei dem sie zu Hause höchstens noch spitz
Hätte riskier'n wollen nachzufragen,
Ob der Erzähler wegen Sex müsse klagen?
Am tollsten aber sind jene Alten,
Die hier überhaupt nicht mehr an sich halten
Und auf jeden Rock beziehungsweis' jede Hose
Losbaggern gleich mit großem Getose,
Um sie irgendwie ins Bett zu entführen
Und entgangener Jugend so nachzuspüren
In der Hoffnung, jetzt ein wenig von dem zu naschen,
Was ihnen früher nie geglückt zu erhaschen.
Da erweist sich die Kur als ein echtes Ventil,
Durch das rauskommen darf, wovon früher zuviel
Im Namen von Regeln und mit starken Sprüchen
Verboten war, und was deshalb ausgewichen
In des Traum's und Verdrängten tiefdunkle Gründe,
Auf daß niemand wieder jemals was davon finde.
Doch im Solarium ist die Sonne so helle
Und trifft wohl genau die richtige Stelle,
Daß die Schranke sich immer mehr hebt,
Das Verdrängte allmählich hochschwebt.
Und ganz wunderbar
Wird so wieder mal klar,
Daß auf Dauer mit Verboten nichts geht.
Lied der frustrierten Frau
Jetzt ist die Kur schon fast vorbei,
Und noch immer bin ich schattenfrei!
Vielleicht hab' ich was falsch gemacht,
Daß jeder immer nur mit mir gelacht,
Aber keiner an mir hängen blieb,
Mir zulieb'?
Dabei hatte ich doch von Anfang an
Meine engsten und kürzesten Kleider an,
Habe Blicke geworfen, unsicher-keck,
Und sah, wenn jemand schaute, erst mit Verzögerung weg,
Habe bei Anzüglichkeiten Entrüstung demonstriert
Und doch immer gehofft, daß das weiterführt,
Und es wäre einer endlich ganz nett
Zu mir, vielleicht auch im Bett?
Doch wie tief ich auch meinen Ausschnitt zog
Und wie hoch ich im Sessel den Rocksaum auch schob,
Es war zwar wohl hier und da mal zu haben
Eine heiße Runde mit manch' lockerem Knaben,
Doch am nächsten Tag, wenn die Nacht war vorbei
Mit ihrem Gefummel und der Rumknutscherei,
Kam mir recht von Herzen nah keiner mehr,
Und ich wünscht's doch so sehr!
Vielleicht liegt der Mißerfolg in den Falten
Begründet, die meine Haut hat erhalten
Im Laufe von fast fünfzig Jahren,
Wo ich soviel Schweres vom Leben erfahren.
Aber gerade deshalb wär's jetzt endlich mal dran,
Daß auch um mich sich kümmert' ein Mann,
Der es gut mit mir meint und mich einfach mal hält,
Statt daß mit der Tür gleich ins Haus er fällt,
Ein Mann, der mich wirklich so nimmt, wie ich bin,
Der nicht nur das Eine hat im Sinn!
Doch was mir bis jetzt nicht gelungen ist,
Ändert sicher sich nicht binnen Wochenfrist.
Ich mach' natürlich weiter, jedenfalls,
Und werfe mich jedem an den Hals.
Bierbauch oder Glatze übersehe ich glatt
In der Hoffnung, es geht vielleicht doch noch was ab.
Aber um Schmerz und Enttäuschung nicht zu stark zu fühlen,
Und um Kummer und Ekel wegzuspülen,
Brauche, bevor jetzt ich mich biete dar,
Ich erst zwei, drei Drinks vorher an der Bar.
Kommen dazu dann noch mehrere Bier,
Halt' ich die Nacht wieder durch bis vier.
Im Bett bin ich dann unheimlich schwer,
Spüre kaum meine Tränen mehr,
Schlafe schnell ein, aber unruhig und flach,
Hänge im Traum meinem bisherigen Leben nach,
Spüre, daß ich manches anders machen sollte,
Daß ich aber den Mut dazu noch nicht nehmen wollte
Und lieber weitermache mit den alten Plagen,
Als mich in unsicher-hoffnungsvolles Neuland zu wagen.
Unter Hinweis auf meine verflossene Jugend
Mach' ich aus der Enttäuschung dann eine Tugend
Und kann schließlich ganz ernst und ohne Reue
Zu Hause erzählen von meiner Treue.
Zwei Haikus
Ans Tote Meer geflogen
Damit in der Sonne
Ein Windhauch
Mich kühlt.
Frei durch die Luft
Fliegt ein Vogel.
Am Boden sein Schatten -
Nicht zu greifen.
Du Müder!
Wanderer, kommst du nach Ein Bokek,
verkündige später,
du hast uns hier sonnen gesehen,
wie es der Doktor befahl!
Alles andere
behalte
für dich!
PB-Rap, Reb-PB (oder so - 1998)
Als ich neulich so wie üblich zur Beratungsstelle kam
war noch niemand andrer da, ich also meinen Schlüssel nahm
schloss die Tür auf, nahm die Zeitung unter'n Arm und ging hinauf.
Oben ist schon wieder'n Abschluß - 'n zweiter Schlüssel sperrt den auf.
In dem Flur ist's ziemlich dunkel: Nur zwei Birnen geben Licht.
Dieses Haus ist nicht das neu'ste, doch das trübt die Stimung nicht.
Ja, wir sind die Psychogruppe, wer zu uns kommt, der kommt recht:
Ob Erwachs'ner, Kind, auch Jugend - wir woll'n allen immer echt,
also offen und authentisch, einfühlsam und ganzheitlich -
so, wie's nötig ist begegnen. Denn wir sind ganz fürchterlich
auf Empowerment bedacht!
Wir woll'n Kraft geb'n, daß es kracht!
Wer noch glaubt, hier kriegt er Hilfe oder sogar Therapie,
der ist leider schief gewickelt, denn das gibt es bei uns nie!
Auch zur Selbsthilfe die Hilfe oder Eigenmanagement -
das sind alles alte Hüte, die sind längst schon aus dem Trend!
Wir woll'n keine flower power, auch nicht mehr Demokratie,
uns reizt nicht mehr die Hypnose, Analyse eh noch nie!
Nein! Wir steh'n jetzt auf Empowerment, der "Mächtig-Machen"-Macht!
Wer nicht weiß, was das bedeutet, der ist dumm, auch wenn er lacht!
Denn Empowerment ist in! Alles andre ist vorbei!
Nur noch reine Power-power ist das Gelbe jetzt vom Ei.
Ja, wir sind ...
Angler im Komparativ
Überraschend wär’s und wunderschön
könnte ich Angler mal stricken und wandern seh’n:
Mit Wollknäuel und Faden
und mit strammen Waden -
das fänd‘ ich viel fescher
als mit Gerte und Käscher!
Doch es scheint, als bleiben die Guten
weiterhin lieber bei ihren Ruten:
Sie wär’n sonst bestrickende Wanderer -
so bleiben sie halt immer Anglerer!