Ich bin gespannt auf Rückmeldungen
- gleich ob zu Reiseskizzen, Bildern oder Textbeiträgen!
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Neu seit 2023: unter "Bildergal.Deutschland": Ruhr-Radweg
Neu 2024: unter "Bildergal. D" => Ostsee 2024
Neu 2024: unter "Bildergal. F" => Doubs und Saone
Termine:
23.10. Kehl: Grenzen setzen - wenn es das Kind aber will?
24.11., 16:30 Uhr: Diersheim: "Verstorben - und dann?" - Geschichte der Bestattungskultur
9.1.25, 19 Uhr Freistett: "Nordwind - letzter deutscher Angriff in Gambsheim"
30.1., 19 Uhr Achern: "Nordwind - Bomben auf Achern und Rheinau"
Als Psychologe habe ich viel Menschliches kennengelernt. Hier finden sich jetzt weder therapeutische Auslassungen noch misanthropische Kommentare, sondern meine Vortragsangebote zu verschiedensten Aspekten menschlichen Lebens, die mich besonders interessieren:
Die Vortragsangebote sind Früchte meines Berufslebens. Ich sehe sie als Beitrag zur Verbesserung des Miteinander. Da ich von dem Ertrag nicht leben muss, beträgt mein Honorar ab 2020 nur noch 50 € einschließlich der Anfahrt bis 50 km einfache Strecke (bis 150 km: + 30 €), eine darüber hinausgehende Honorierung geht gegen Spendenbescheinigung zurück an den Veranstalter. Bei Erkrankung oder sonstiger Verhinderung des Referenten besteht Anspruch auf einen Ersatztermin ohne weitergehende Entschädigung. Bei Absage durch den Veranstalter bis 3 Tage vorher entstehen 10 € Stornierungsgebühr, bei Absage danach: 50 % Ausfallhonorar.
Bei Buchung eines Termins erhalten Veranstaltende vier Wochen vorher einen Ankündigungstext zur Veröffentlichung in ihren Infos oder der örtlichen Presse und auch ein kleines Plakat zum Aushang, so dass sie mit der Veranstaltung nicht mehr viel Arbeit haben.
Zuletzt läuft doch alles auf das Ende hinaus ... - Also freunden wir uns mit dem Unvermeidbaren an!
Es ist für Kinder kaum vorstellbar, dass unser Leben endet. 20-Jährigen ist das oft egal, für 50-Jährige manchmal ein Ansporn zum Endspurt und für 90-Jährige oft eine Sehnsucht. Aber gleichgültig wie alt man gerade ist: Wir können uns nicht vorstellen, was das heißt, selbst tot zu sein. Wie ist es, wenn es kein „Ich“ mehr gibt? Da muss doch noch was sein, es kann doch nicht alles zu Ende sein!
Diese Frage hat Menschen seit Beginn der Entwicklung zum homo sapiens beschäftigt. Denn der Tod ist das einzige, was wirklich sicher ist.
Zwei Vorträge zu diesem Thema:
Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, seit wann es Bestattungen oder einen Totenkult gibt. Ursprünglich war es bei den Frühmenschen sicher ähnlich wie bei anderen Säugetieren: Wer in der Gruppe nicht mehr mitkam, wurde sich selbst überlassen. Tote wurden liegen gelassen. Die Natur sorgt mit Geiern wie hier in Kroatien, auch mit Mikroben und mit anderen Tieren dafür, dass die Kadaver verschwinden, aber im Kreislauf des Lebens erhalten bleiben.
Eines der Totengräbertiere ist der Schakal, der in Ägypten zum Totengott Anubis wurde.
Im Lauf der langen Entwicklung der Gattung Mensch kam es dann nach Tausenden von Jahren zu der Idee, dass nach dem Leben noch irgendwas weitergeht. Das hat mit der Entwicklung unseres Nervensystems zu tun.
Das Gehirn erreichte zusätzlich zur Verarbeitung der aktuellen Wahrnehmungen die Fähigkeit zu einer umfassenderen Vor- und Rückschau. Man nimmt an, dass Menschen erst vor 50 -bis 30 000 Jahren allmählich fähig wurden zu symbolischem Handeln und abstraktem Denken.
Vermutlich einige Tausend Jahre vor dieser Zeit kamen Menschen wohl auf die Idee sich vorzustellen, dass es neben oder nach dem Leben noch etwas geben könnte, was nicht greifbar ist.
Viel ausführlicher sind die Darstellungen in meinem Vortrag „Ihr seid, was ich einst war“, wo ich die Entwicklung von diesen Ursprüngen bis ins späte Mittelalter darstelle.
Ein weiterer Vortrag zum Thema Vergänglichkeit:
Wie das Sterben wird manches ander Menschliche in unserer Gesellschaft weitgehend tabuisiert. Der folgende Vortrag greift eines dieser Themen auf:
Es ist zwar nicht entscheidend, was hinten raus kommt, - aber es ist hilfreich, dass etwas rauskommt!
Beim Wort Abtritt denken viele nur an die Bühne. Aber bis Mitte des letzten Jahrhunderts war das Wort noch verbreitet in Gebrauch, um eine einfache Toilette zu bezeichnen. Es beruht darauf, dass zur Entleerung des Darms meist ein abgelegener Ort aufgesucht wird, ein „Abort“.
Dazu gibt es nicht unbedingt "schöne" Bilder. Aber im Verlauf meiner Arbeit als Psychologe habe ich entdeckt, dass Abtrittsgedanken ein hilfreiches Entspannungsthema sein können.
Entspannung auf dem Abort?
Eine bekannte Entspannungsmethode ist das Autogenen Training. Seine Wirkung beruht ja darauf, dass man sich ganz und gar auf etwas konzentriert, was ohnehin vorhanden ist. Ziel ist, es eine vertraut-liebevolle Verbindung zum Funktionieren des eigenen Körpers herzustellen und sich dadurch zu entspannen.
So wirken auch „Abtrittsgedanken“:
Abtrittsgedanken können ein hilfreiches Entspannungsthema sein .
So gut wie jeder Mensch geht nach dem Aufstehen selbstverständlich auf die Toilette.
Da sitzt man dann und lässt es einfach laufen.
Ist es nicht wunderbar, dass unser Körper aus allem, was wir zu uns nehmen, das herausholt, was er zum Funktionieren braucht, und den Rest zu Abfall macht?
So kann man das morgendliche Urinieren zu einen Moment der Dankbarkeit nutzen, weil wir uns darauf verlassen können, dass unser komplizierter Körper wunderbarerweise meist zuverlässig funktioniert.
Rechts: Villa Medici, Rom
Diese Idee scheint vielleicht etwas ab-wegig, eben für den Ab-ort geeignet. Aber sie kann dennoch erheiternd sein, wenn Sie demnächst auf der Toilette sitzen und auf das Strömen und Plätschern unter sich achten.
Vermutlich fällt Ihnen dann ganz unerwartet ein, dass das Pinkeln Grund zur Dankbarkeit und Freude sein kann: „Wie schön, dass mein Körper dafür sorgt, dass ich es hier laufen lassen kann!“
Und wenn Sie sich dann beim Händewaschen im Spiegel kurz zuzwinkern, weil das Ganze etwas absurd scheint, aber dennoch Anlass zum Wohlfühlen ist, dann könnte Sie das möglicherweise zu einem leichten Lächeln veranlassen. – Ein einfacher Trick, um sich Lebensfreude zu verschaffen!
100 n.C., Vaison La Romaine
1850, Nachtstuhl, Gießen
2015, Stehclo Lago Trasimeno
2007, Plochingen, Ungerer-WC
Nicht tabuisiert, aber unzeitgemäß ist die öffentliche Beschäftigung mit christlichen Themen. Um solche geht es in den nächsten drei Vortragsangeboten.
Christliches - Die Bezeichnung scheint unzeitgemäß: Missionarisch, verkündigend – zu einem Klischee verführend. Na und?
Religion versucht Grundfragen menschlicher Existenz zu beantworten. Im Christentum mit seinen jüdischen Wurzeln gehört dazu unbedingt die Verantwortung jedes einzelnen für einen geschwisterlichen Umgang mit allen anderen und die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen.
Die sogenannte „Bekennende Kirche“, kurz BK genannt, war eine Protestbewegung innerhalb der Evangelischen Landeskirchen in Deutschland während der Naziherrschaft.
Nach einem Urteilsspruch des Alliierten Kontrollrats von 1945 gilt sie als „aktive antifaschistische Widerstandsbewegung“. Gleichzeitig wird aber bis heute immer wieder die Frage gestellt, inwieweit insbesondere die evangelischen Kirchen vor und nach 1933 ideologische Wegbereiter und willfährige Gefolgsleute der Nazis waren.
In dem Vortrag geht es darum, ob und wie beides zusammenpasst.
Kirchen waren in Europa noch vor 200 Jahren zentrale Stätten in jedem Ort. Inzwischen verschwinden sie mehr und mehr aus der Öffentlichkeit.
Wie kamen es, dass die Kirche bzw. Kirchengebäude zu solcher Bedeutung gelangten?
In den allermeisten Kirchen sind eher Adler und Löwen als solche merkwürdigen Figuren wie auf dem Vortragstitel zu finden. Und trotz dieser Ungeheuer sind Kirchengebäude immer klar erkennbar.
In einem Vortrag gehe ich Hypothesen nach,
wie es überhaupt zum Glauben an höhere Wesen kam,
was die Vorläufer von Kirchen sind, und
wie Kirchen wohl zu ihren uns bekannten Formen kamen.
In diesem Zusammenhang wird auch deutlich, dass Darstellungen von Ungeheuern lange Zeit apotropäische Funktion erfüllten.
Die nationalsozialistische Ideologie beurteilte Menschen danach, ob sie für das eigene Volk wertvoll oder schädlich seien. Als schädlich oder störend bewertete Personen wurden in viele Fällen ermordet. In diesem Vortrag geht es um ein Beispiel dieser Praxis.
Jeder will etwas von mir ... - Zuerst heißt das Erziehen, dann Werben. Man kann es Manipulation nennen, und dem sind wir unser Leben lang ausgesetzt.
Übrigens: "Wenn schon, denn schon": am besten, wir manipulieren uns selbst, zu positivem Denken! (mehr dazu unter "Psychologisches")
Vortrag:
In Deutschland leben wir in einer Staatsform, in der Parteien beauftragt werden, für eine Legislaturperiode in unserem Auftrag Regelungen für das Zusammenleben zu treffen. „Wir“ sind Sie und die und ich, alle zusammen. „Wir“ sind mündige Menschen, die gelernt haben, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Dazu haben uns Eltern, Lehrer und Ausbildung erzogen. Weil wir dank deren Hilfe selbständig sind, sind wir nicht verführbar – es sei denn durch gute Werbung, gute Freunde, massiven Druck oder die neusten Infos von Influencern.
Für Politiker sind wir mal die Wähler, mal die „Menschen draußen im Land“, mal „die Straße“. Dagegen wehren sich manche und sprechen ohne Auftrag in unser aller Namen als „wir sind das Volk“.
Manche sind überzeugt, sie sprechen für andere, die sich nicht so äußern können, andere werben dafür für andere sprechen zu dürfen. Das ist dann Wahlkampf.
Zu diesem „Kampf“ gehört z.B.:
- Komplizierte Sachverhalte, Probleme und deren Lösungsmöglichkeiten verständlich darstellen. Das macht Vereinfachungen nötig.
- Aus Enttäuschung über Kompromisse anderen politischen Akteuren Versagen vorzuwerfen.
- Gezielt Tabubrüche einsetzen, um sich durch das Aussprechen der „Wahrheit“ zu profilieren.
- Machtmissbrauch brandmarken als "Beweis" für die Korruptheit der herrschenden politischen und wirtschaftlichen Akteure.
- das Schüren von Vorurteilen.
Verführbarkeit und Anfälligkeit für Vorurteile gehören zum Wesen von Menschen . Im Vortrag zeige ich, wie wir es schaffen können, nicht jedem Werbespruch blind zu vertrauen und nicht jeder Verlockung zum Geldausgeben zu erliegen. Widerstandsfähigkeit gegen Vorurteile hat viel mit Wissen, aber v.a. mit der Bereitschaft zu tun, sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Vor allem Empathie, Einfühlungsbereitschaft und Nächstenliebe sind Haltungen, die bei neuen Erfahrungen gegen populistische Verlockungen immun machen können.
In diesem Vortrag stelle ich den Einsatz von Manipulationsmöglichkeiten im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus dar (was z.T. eine Ergämzung des Vortrags über die Deportation der badischen Juden nach GUrs ist).
Menschliche Verführbarkeit ist eine der Grundlagen für den NS-Erfolg früher und antidemokratische Erfolge heute.
rechts: OLuBiSe
Unsere Grundbedürfnisse (OLuBiSe) drängen danach, eine unserem momentanen Eindruck entsprechende Ausgeglichenheit herzustellen. Alle vier wollen in jeder Situation untereinander im Gleichgewicht sein.
Ungleichheit -
unerfüllte Wünsche -
Vereinzelung - Minderwertigkeitsgefühle -
- das alles beschreibt Defizite bei der Befriedigung von OLuBiSe.
Solche Defizite werden in jeder Werbung benutzt, um uns „Kunden“ ein Produkt zu verkaufen, gleich ob ein Waschmittel, eine Partei oder ein Auto.
Das war vor dem und im 3. Reich der Fall und das ist in unserer Corona-Zeit zunehmend wieder so.
Grundprinzip jeder Werbung/ Meanipulatiom:
Seit Jahren gestalte ich zusammen mit meiner Frau anderen Rheinauerinnen Andachten in der alljährlichen ökumenischen Friedensdekade. 2021 haben wir Folgendes vorgetragen:
Das ökumenische Thema der Friedensdekade 2021 lautete nach Vorgabe der ACK: „Reichweite Frieden“. Unseren Text für den 15.11. fanden wir bei Lukas 19, 1-8:
Und Jesus ging nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muß heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt. Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.
Es gibt eine Reichweitenangabe, die als Illustration für absolute Unbegrenztheit dient: „Soweit der Himmel reicht!“ Das bedeutet unendlich, denn der Himmel hört nicht auf. Aber das ist eine Ausnahme. Im Alltag kennen viele von uns Anzeigen wie die im Auto: „Reichweite noch 60 km!“. Reichweite gibt immer eine Begrenzung an - manchmal auch eine gelungene Verbesserung (die aber dennoch eine Begrenzung enthält): Mit einer Akkuladung mehr als 300 km!
Ganz wichtig sind Reichweiten in den Sozialen Medien. Da heißt das Maß „Follower“ oder „Likes“. Als Jesus nach Jericho kam, hatte er so viele „Likes“, dass der kleingewachsene Zachäus sogar auf einen Baum klettern musste, um ihn zu sehen. Von da aus hatte sein Blick eine größere Reichweite.
Der berühmte Jesus hat ihn auch gesehen und sich dann sogar bei ihm zum Essen eingeladen. Alle anderen waren deshalb neidisch. Zachäus hatte nicht nur nichts dafür getan, er hatte es im Gegenteil überhaupt nicht verdient, dass Jesus in sein Haus kam. Zachäus war Oberster der Zöllner, das bedeutete damals erpresserischer Großkapitalist.
Und dann wird geschildert, dass es Zachäus durch das Besteigen des Baums gelungen war, nicht nur seine Perspektive bis zu Jesus zu erweitern. Er war dadurch auch anders in die Reichweite von Jesus gekommen. Offensichtlich hatte auch ihn etwas erreicht, was von Jesus ausging.
Denn plötzlich und ohne vorhergehende Diskussion sagte er: „Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.“ Eine totale Kehrtwendung für Zachäus als damaligen Zollbeamten!
Nach Zachäus nennt sich eine 2019 gestartete weltweite ökumenische Kampagne, die sich auf lokaler, nationaler und globaler Ebene für Steuergerechtigkeit einsetzt. Dabei befasst sie sich vor allem mit sozialer Ungleichheit und ökologischen Schulden – einschließlich der Reparationszahlungen für Kolonialismus und Sklaverei, und setzt sich mit dem weltweiten neoliberalen Wirtschaftssystem aus der Sicht des Glaubens auseinander.
Die Zachäus-Kampagne stellt fest: „Die zerstörerische Entwicklung des globalen Kapitalismus ist die Hauptursache für die Klimakrise und deren besonders schwerwiegende Folgen insbesondere für den globalen Süden. Das gegenwärtige Weltwirtschaftssystem, das von den großen Wirtschaftsnationen geschützt und gefördert wird, ist wie ein Krebsgeschwür. Es tötet das Leben von Menschen und zerstört die Natur, weil es alles Leben dem Profit unterwirft. Der Markt zielt auf stetiges Wachstum für das Finanzkapital, für Investmentgesellschaften und ein paar wenige Großeigentümer. Aber bisher hat der neoliberale Glaube an die segensreichen Auswirkungen der freien Marktwirtschaft zwar Reiche immer reicher gemacht, aber nicht dazu beigetragen, die Bedürfnisse aller Menschen zu befriedigen und für die Zukunft des Lebens zu sorgen.“ Soweit das Zitat.
Deshalb fordert die Zachäus-Kampagne u.a. Schuldenerlasse zur Unterstützung von Staaten im globalen Süden, die Einführung einer progressiven Vermögensbesteuerung auf globaler und nationaler Ebene, Maßnahmen zur Unterbindung von Steuervermeidung durch transnationale Unternehmen und die sofortige Einführung einer Finanztransaktionssteuer.
Und die Zachäus-Geschichte?
Sie fordert nichts! Sie mündet nicht in einen moralischen Appell. Stattdessen zeigt sie uns, dass es für die Begegnung mit Jesus von Nazareth keine Voraussetzung braucht außer der Bereitschaft . sich darauf einzulassen und der Entscheidung dafür. Sich einzulassen auf diese Begegnung hat die Kraft, die Dinge aus dem Alltagsdunst und damit erst eigentlich ins Lot zu bringen. Bei Zachäus ist es so, dass die Begegnung mit diesem Jesus ihn befreit. Sie lässt ihn über sich selbst hinauswachsen.
Vielleicht geschieht etwas in dieser Richtung auch mal mit uns? Vielleicht kann der Glaube an Gott und seine Gebote auch uns ein stückweit befreien - von unserem ängstlichen auf uns selber Schauen – und von unserem Habenwollen und etwas Seinwollen.
2023:
„Sicher nicht – oder?“ - also: „Sicherheit" ist das schon vor dem 7.10. vorgeschlagene Gesamt-Thema der Friedensdekade 2023. Daraus abgeleitet geht es am 20.11. um „Vertrauen“. Als Text sind dazu Verse aus der Bergpredigt vorgeschlagen, nämlich aus dem Matthäus-Evangelium, Kapitel 7, die Verse 7, 8 und 12.:
7 Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 8 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. .... 12 Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.
„Bittet, so wird euch gegeben“ heißt es in der Bergpredigt, die in der Tradition des jüdischen Alten Testaments steht. Dieses erste Testament, der erste Teil unserer Bibel, beginnt mit einer umfassenden Friedensvision. Gott schafft die Welt nicht durch Gewalt, wie es damals im Umfeld von Israel erzählt wurde. In der biblischen Schöpfungsgeschichte wird das Zusammenleben von allen Lebewesen und der Natur friedlich beschrieben. Dieser Frieden zerbricht dann durch menschliche Grenzüberschreitung. Und bald nach der Vertreibung aus dem Paradies kommt es mit Kain und Abel zu Mord und Totschlag, der seither nicht mehr aufgehört hat.
Wie kann man sich unter diesen Bedingungen sicher fühlen, wie kann man Vertrauen in die Zukunft haben? Heute sind immer mehr Menschen verunsichert, was ihre Zukunftsperspektiven betrifft. Deshalb hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen dies Thema Sicherheit vorgeschlagen. Wir sollen überlegen, wie es gelingen kann, „von einer militärischen Sicherheitslogik auf eine zivile Friedenslogik umzuschwenken.“
Krieg – und Frieden. Die biblische Überlieferung erzählt immer wieder von Interventionen Gottes in Gewaltabläufe. David gegen Goliath: Der Sieg wird nicht durch mehr Gewalt und Rüstung erreicht, sondern durch Phantasie, Geschick und Gottvertrauen. Oder erinnern wir uns: Petrus sollte bei der Gefangennahme Jesu sein Schwert wieder einstecken.
Es gehört sehr viel Vertrauen dazu, in brenzligen und aufgeheizten Situationen trotz unserer urzeitlichen Reflexe und Instinkte nicht mit Gegengewalt zu reagieren. Aber Vertrauen ist niemals das gleiche wie Sicherheit.
Dabei spielt in unserem Leben Vertrauen eine ganz große Rolle, z.B. auf der Straße: Wir vertrauen darauf, dass alle Autos ok sind, weil TÜV-Termine eingehalten werden. Wir vertrauen, dass jeder darauf achtet, seine Spur zu halten, Vorfahrtsregeln einzuhalten usw. Natürlich: Wenn ich darauf vertraue, dass ein Autofahrer, der nach links blinkt, auch wirklich nach links abbiegt, kann es dennoch passieren, dass er geradeaus weiterfährt. Ich habe keine Sicherheit, wenn ich anderen vertraue. Aber dennoch vertraue ich in den allermeisten Fällen. Und ich habe damit meistens Glück – bis auf die paar Male, wo ich enttäuscht wurde.
Trotz Enttäuschungen vertrauen wir weiterhin. Ohne Vertrauen können wir nicht leben. Jedes Neugeborene erwirbt früh ein Grundvertrauen, weil es sich darauf verlassen kann, dass seine Bedürfnisse befriedigt werden. Gleichzeitig lernt es von Geburt an, dass nicht jeder Wunsch gleich gestillt wird - manche werden auch in absehbarer Zeit nicht befriedigt - und einige Wünsche werden überhaupt nie erfüllt. Dennoch verliert ein Kind nicht das Vertrauen in die Eltern. Und deshalb vertrauen wir weiterhin darauf, dass andere die jeweiligen Regeln einhalten, auch wenn uns an einer Kreuzung einmal die Vorfahrt genommen wurde!
Aber „Bittet ..."? - Ich habe so oft um einen 6er im Lotto gebeten, so oft gebetet, dass mir etwas Schwieriges gelingen möchte – nix war’s! - Also keine Sicherheit, wie es weitergehen sollte? Vergessen wir die schönen Sätze aus der Bergpredigt? Bitten, anklopfen .... führt alles zu keinem Ergebnis?
Ich denke, es wir müssen mit diesen Versprechungen ganz kindlich umgehen: Wir müssen akzeptieren, dass Bitten und Wünsche keine Bestellungen sind. Bei Bestellungen können wir uns beschweren, wenn wir nicht geliefert bekommen. Bei Wünschen neigen wir manchmal zur Resignation, zum Aufgeben. Kinder bitten und wünschen dennoch!
Christen glauben, dass Gott die Welt und uns als seine Geschöpfe liebt. Aber wie er das macht, können wir nicht immer verstehen. Auch beim Wunsch nach Sicherheit bleibt Gott für uns unverständlich. Jonas hatte darum gebeten, nicht nach Ninive zu müssen - und dann wurde er im Sturm über Bord geworfen – aber gerettet. Er hat nicht bekommen, was er wollte. Und er wurde dennoch nicht fallen gelassen. Unser Verstand kann das nicht erfassen. Schon in Psalm 139 heißt es: > 5Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. 6Solche Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch; ich kann sie nicht begreifen. <
Gott ist verborgen, unvorstellbar, auch wenn wir Menschen ohne Vorstellungen nicht auskommen. Es sind Vorstellungen, und wir wissen nicht, was davon wirklich zutreffend ist. Aber wir bemühen uns darum, dennoch zu glauben. Z.B. vertrauen wir darauf, dass Gott uns auffängt, auch wenn wir keine Perspektive mehr haben und keinen Halt mehr spüren. Deshalb schließen wir das Vaterunser mit der Bitte: „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.“
Dies Thema hat sich mir angeboten wegen seiner Nähe zur Frage der Manipulation.
Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter Glauben ein subjektives Fürwahrhalten ohne hinreichend nachvollziehbare Begründung. Das Gegenteil hierzu ist Wissen, das einen Sachverhalt als wahre und nachweisbare Tatsache beschreibt. Aberglaube ist dann alles, was sich trotz objektiver Fakten der wissenschaftlichen Erkenntnis entgegenstellt oder verweigert und spekulierte Erklärungen für wahr hält.
Im Gegensatz zum Wissen beruht der religiöse Glaube stets auf dem subjektiven Gefühl eines „Berührtwerdens“ und einer bewussten Entscheidung zum Glauben. Glauben in diesem Sinn gründet auf Spiritualität als der Überzeugung, dass ich als Mensch Teil eines die gesamte Welt umfassenden Gesamten bin. Dazu gehört auch Ehrfurcht vor der Ordnung und Vielfalt dieser kosmischen Gesamtheit und die allgemeine Empfindung einer transzendenten (nicht erklär- oder beweisbaren) Wirklichkeit.
Über diese allgemeine Spiritualtät hinausgehend gehört als spezifisches Charakteristikum zum religiösen Glauben das Überzeugtsein von der Lehre einer bestimmten Religion. Meist gibt es um den Kern dieser Lehre herum verschiedene praktische Konkretisierungen, die im Christentum als Konfessionen bezeichnet werden, in anderen Religionen als Glaubensrichtungen.
Im folgenden beziehe ich mich nur auf das Christentum.
Hier wurde In der Tradition des Judentums von Beginn an (Apostelkonzil) darüber gestritten, was wohl die „wahre“ Botschaft Christi sei. Je mehr sich das Christentum ausbreitete, desto mehr wurde diskutiert und schließlich durch Mehrheitsentscheidung beschlossen, was zur Praxis des Christentums gehörte. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Konzil von Nicäa, mit dem Kaiser Konstantin die Kirche zwang, sich auf ein Glaubensbekenntnis zu einigen.
römische Glücksamulette -
sie waren geweiht und vermittelten ihrem Träger die Sicherheit, von Glücksgöttern begleitet zu sein.
Wenn ein Bischof eínen entsprechenden Konzilsbeschluss nicht übernahm sondern von ihm abwich, galt er als „Häretiker“, d.h. als Anhänger einer abweichenden Lehre, und wurde aus der Kirche ausgeschlossen. Sobald eine Gruppe von Häretikern größeren Zulauf bekam und eine eigene Lehre entwickelte, die sie zu einer Konkurrenz für die Mehrheitskirche hätte machen können, wurde dies Gruppe öffentlich diskreditiert und verfolgt. Nestorianer und Patarener sind zwei frühchristliche häretische Gruppen. Albigenser, Hussiten und Katharer wurden im Mittelalter als Häretiker bzw. Ketzer verfolgt, um nur einige zu nennen.
Katharerburg Queribus
Was hat das mit Glauben und Aberglaube zu tun?
Bei Häresien und bei Aberglauben geht es um Abweichungen vom „rechten“ Glauben. Während zu Häresien aber abweichende Lehrmeinungen gehören, gehe ich davon aus, dass religiöser Aberglaube in jeder Religion eher eine Art bereits im System angelegtes Angebot zu „innerer Abweichung“ ist.
Die nun folgenden Ausführungen sind auf der Grundlage eines Artikels von 1966 entstanden (R.Schmolze in Dt.Pfarrerblatt vom 8.4.1966). Sie beziehen sich auf den christlichen Glauben. Ganz einfach ließe sich dazu sagen: Aberglaube ist alles, was vom offiziell als Glauben anerkannten System des „rechten Glaubens“ abweicht. Wenn man dieses anerkannte System des „rechten Glaubens“ etwas tiefergehender betrachtet, als es das kirchlich festgeschriebene Lehrgebäude macht, ergeben sich die folgenden Thesen zum Glauben:
Glaube ist kein mechanisch unpersönlicher Vorgang sondern ein personales Geschehen zwischen „ich“ und „du“ als persönliche Einlassung eines Menschen auf Gott. Diese „Einlassung“ oder Hingabe des Menschen an Gott hat nichts Berechnendes und schielt nicht auf nachweisbaren Lohn oder Erfolg. Glaube ist der Verzicht auf jeden Gottesbeweis und auf jede Versicherung gegen Gott.
Leben mit dieser Art Glaubens ist immer ein Risiko unter verschiedensten Aspekten: Es gibt das Risiko, aus Enttäuschung den Glauben zu verlassen, das Risiko als Utopist durch andere isoliert oder ausgegrenzt zu werden, u.v.a.
Pentagramm:
Schutz gegen den Diabolos
Zur Vermeidung dieses Risikos gibt es nach Kierkegaard eine naheliegende Möglichkeit:
„Der Mensch, zur Freiheit berufen, seine Freiheit aber nicht ertragend, flieht aus ihr in die vermeintlich bergende Bindung der Religiosität.“
Bedeutet: Aus der lebendigen persönlichen Beziehung zum ungreifbaren souveränen Gott flieht mancher in eine eindeutig festgelegte Beziehung zu einem klar definierten Gott. So wird Glaubensgewissheit (certitudo) gegen das angenehme Gefühl der Glaubenssicherheit (securitas) eingetauscht, die oft durch Rückversicherung mittels Annahme eines institutionellen bzw. gruppeninternen Angebots erreicht wird. Das ist u.a. ein Anknüpfungspunkt für religiösen Rechtspopulismus
Genau hier kann man den Schritt vom Glauben zum Aberglauben machen, also keine Auflehnung gegen Gott, sondern ein Glauben, der aus subjektivem Interesse über das vertretbare Maß der „Lehre“ hinausgeht. Nach Luther gibt sich Glaube in Gottes Hand und lebt so in herrlicher ungesicherter Freiheit des Vertrauens.
Aberglaube dagegen will selbst etwas in der Hand haben, und lebt so durch die Suche nach Sicherheiten in ständiger Abhängigkeit, die ihn unfrei macht und eingrenzt.
Der Schritt von der gläubigen Überzeugtheit hin zur öffentlichen Bezeugung des Dankes für göttliche Hilfe, wie er mit Votivgaben aus der Antike ins Christentum übernommen wurde, lässt sich in diesem Sinne als öffentlicher Dank interpretieren.
Die lange Tradition spricht allerdings dafür, dass diese Sitte wie in vorchristlicher als Zeit eine Art "Bezahlung" für empfangene/ erwartete Hilfe bezahlt werden musste, vielleicht sogar mit Übereignung eines Körperteils?
Auch die Sitte, im Alltag Zeichen des Glaubens in Form von Reliquien oder religiösem Schmuck bei sich zu haben, hat sich aus der Zeit magischen Denkens bis in die Gegenwart erhalten. Dass das vielen nicht mehr bewusst ist, ändert nichts an dem vorchristlichen Ursprung dieser Sitte.
Einige Formen des systemimmanenten Aberglaubens:
„Flucht in das Dogma“:
Nach Luther muss man „Historienglauben“ unterscheiden von „Frucht und Nutzen der Historie“. (Beispiel: Das historisch gewordene Glaubensbekenntnis , das theologisch nur in seiner Relativität als zeitgebundener Versuch rechten Schriftverständnisses zu verstehen ist, kann als „dictum absolutum“ missbraucht werden, wenn man z.B. als Kriterium für wahren Glauben setzt, dass die Frage nach der Jungfrauengeburt spontan bejaht werden muss. Das Apostolicum will mit den Worten und Bildern der damaligen Zeit niemand auf Einzelaussagen festlegen, sondern den in Christus geoffenbarten Gott dem Menschen als seinen Herrn vor Augen bringen.)
Flucht in die Institution: Die Kirche kann als Institution mit garantierter Heilsaussicht gesehen werden, wie sie sich manchmal auch heute noch beschreibt: „Nulla salus extra ecclesiam“! Die Überbetonung des Bekenntnisses beinhaltet die Gefahr, „im Greifbaren sich des Ungreifbaren zu versichern“
Flucht in die Moral: „Tue recht und scheue niemand!“ impliziert, man müsse am Ende etwas vorweisen können, damit man eine „Rechtschaffenheitsgarantie“ hat und nicht als Bittsteller erscheint, der auf Vergebung angewiesen ist.
Flucht ins Gefühl: Wo Glaube nicht genügt oder zu wenig Sicherheit gibt, scheint das Gefühl zu helfen, egal ob Bauchgefühl oder Bekehrungserlebnis.